Beitrag in Jahrbuch 2019

Allgemeine Entwicklung DLG-Agrifuture Insights: Sensortechnik und Telemetrie zunehmend wichtige Innovationsfelder für Marktfruchterzeuger

Kurzfassung:

Die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung im Ackerbau haben sich im Jahr 2019 eingetrübt, wie Ergebnisse von DLG-Agrifuture Insights zeigen. Regional hat Trockenheit für Ertragseinbußen gesorgt, und durch die weltweit umfangreiche Getreideernte ist Preisdruck entstanden. Dennoch wollten Marktfruchterzeuger im Vergleich zum Vorjahr mehr investieren. Denn die Düngegesetzgebung und die geringere Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln machen Anpassungen in der Bewirtschaftung notwendig. Im Mittelpunkt des Interesses an Innovationen stehen Technik für effizientere Düngung, mechanische Unkrautbekämpfung und automatische Lenktechnik.

Volltext

Aktuelle Geschäftslage

Die weltweit umfangreiche Weizenernte sorgte für Preisdruck im Ackerbau. So waren die Weizenpreise von Jahresbeginn bis Ende September rückläufig, bevor eine Trendwende einsetzte. Durch die global gute Ernte hatte auch der Wettbewerb auf den Exportmärkten zugenommen, denn die Ukraine und Frankreich haben ihre Ernte gegenüber dem Vorjahr vermehrt auch im Export untergebracht. In Deutschland mussten die Landwirte regional dürrebedingte Ertrags- und Qualitätseinbußen hinnehmen, und die Rapsaussaat war im zweiten Jahr in Folge durch die trockenen Bodenverhältnisse erschwert. Die in Deutschland befragten Marktfruchterzeuger beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage trotz der rückläufigen Verkaufspreise im Vergleich zum Jahr 2018 unverändert durchschnittlich.

Bild 1: Beurteilung der aktuellen Geschäftslage - Landwirte in Deutschland

Figure 1: Assessment of actual business conditions - farmers in Germany

 

Die Schweinehalter sind zufriedener als im Vorjahr, denn die starke Nachfrage aus China hat ab der Mitte des Jahres zu einem anhaltend hohen Preisniveau um die 1,8 €/kg Schlachtgewicht geführt. Denn China muss durch die Afrikanische Schweinepest einen umfangreichen Produktionsrückgang hinnehmen und steigert die Importe, auch aus Deutschland. Hinzu kommen günstige Entwicklungen der Futterpreise, die aufgrund der hohen Ernte an Futtergetreide und Soja moderat waren und die Schweinehalter kostenseitig entlastet haben.

Die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung in den kommenden 12 Monaten sind gegenüber der Vorjahresbefragung im Ackerbau und in der Milchviehhaltung rückläufig. Die regionale Trockenheit, die zu Ertragseinbußen geführt hat, und die weltweit umfangreiche Getreideernte lassen schlechtere Betriebsergebnisse erwarten.

Demgegenüber erwarten die Schweinehalter eine günstigere Geschäftsentwicklung. Die Schweinebestände wurden in China weiter abgebaut und führen dazu, dass die Importnachfrage mittelfristig umfangreich bleiben wird. Infolgedessen erwarteten die Schweinehalter eine günstigere Geschäftsentwicklung.

Bild 2: Beurteilung der Erwartungen an die Geschäftsentwicklung - Landwirte in Deutschland

Figure 2: Assessment of business expectations - farmers in Germany

 

Investitionsbereitschaft: Insgesamt stabile Investitionsneigung

Trotz dem insbesondere im Ackerbau und in der Milchviehhaltung herausfordernden Umfeld waren im Jahr 2019 die Investitionsabsichten der in Deutschland befragten Landwirte stabil. Überraschend war die im Vergleich zum Jahr 2018 um 12 Prozentpunkte höhere Investitionsbereitschaft der Marktfruchterzeuger. Die Landwirte reagierten auf die sich ändernden Bedingungen durch die Vorgaben der Düngeverordnung, Einschränkungen beim chemischen Pflanzenschutz etc. So ist für rund ein Viertel der befragten Landwirte die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben der zentrale Investitionsgrund.

Demgegenüber waren die Investitionsabsichten der Milchvieh- und Schweinehalter rückläufig. Die unklaren gesetzlichen Vorgaben in der Schweinehaltung und die angespannte, dürrebedingte Grundfutterversorgung in der Milchviehhaltung schränken die Investitionsmöglichkeiten der Tierhalter ein. Denn die von der Trockenheit betroffenen Milchviehhalter waren gezwungen, Grundfutter zuzukaufen.

Bild 3: Investitionsbereitschaft der Landwirte in Deutschland

Figure 3: Readiness to invest of farmers in Germany

 

Technikinnovationen im Ackerbau: Düngetechnik, automatische Lenktechnik und mechanische Unkrautbekämpfung im Mittelpunkt

Bei den technischen Innovationen liegt das Hauptaugenmerk der Ackerbauern auf einer Düngetechnik, die eine bessere Verteilgenauigkeit erreicht und Düngerverluste reduziert. So sind Verbesserungen bei der Düngung mit 80 Prozent der Nennungen das wichtigste Innovationsfeld für die befragten Marktfruchterzeuger.

Mit jeweils 74 Prozent der Nennungen gleichauf folgen die automatische Lenktechnik und Technik für die mechanische Unkrautbekämpfung als weitere wichtige Innovationsfelder. Mithilfe der automatischen Lenktechnik können die Flächen exakt befahren und damit Dünger und Pflanzenschutzmittel ohne Überlappungen ausgebracht werden. Mechanische Verfahren gewinnen durch die abnehmende Wirkstoffauswahl bei der Unkraut- und Ungrasbekämpfung an Bedeutung. So erweitern Striegel und Hacken den Instrumentenkasten der Unkrautbekämpfung.

Cloudsoftware sowie Drohnen für die Bestandsführung ist bisher Technik für Pioniere. Rund 30 Prozent der befragten Marktfruchterzeuger halten sensorbasierte Bestandsführung und elektronische Maschinenkontrolle für wichtige Techniktrends. Beides sind digitale Anwendungsfelder und entwickeln bestehende Systeme weiter.

Bild 4: Bedeutung verschiedener Innovationen im Ackerbau - Beurteilung Landwirte in Deutschland

Figure 4: Meanings of innovation in arable farming - farmers in Germany

 

Strategien im Ackerbau: Feldhygiene und mechanische Unkrautbekämpfung im Zentrum

Eine konsequente Feldhygiene und die mechanische Unkrautbekämpfung sind die zentralen Punkte in der ackerbaulichen Strategie der befragten Marktfruchterzeuger. Sie erhalten 66 Prozent bzw. 60 Prozent der Nennungen. Zunehmende Resistenzen gegenüber Herbiziden und der zulassungsbedingte Verlust wichtiger Wirkstoffe rücken beide Punkte verstärkt in den Fokus. Die Notwendigkeit einer intensiveren Stoppelbearbeitung ist ebenfalls in Zusammenhang mit der Unkraut- und Ungrasproblematik zu sehen. Sie ist ein Mittel, um Problemungräser, wie den Ackerfuchsschwanz, zu bekämpfen.

Ein wichtiger Aspekt für gut jeden zweiten Landwirt ist auch die wurzelnahe Ausbringung von Nährstoffen. Diese steigert die Stickstoffausnutzung und reduziert Auswaschungen.

Die Marktfruchterzeuger stellen sich auf die sich wandelnden klimatischen Verhältnisse ein. Für 32 Prozent der Befragten sind spätere Aussaattermine im Herbst eine Antwort, um zunehmenden Krankheitsdruck zu reduzieren, der infolge der sich verlängernden Vegetationsperiode im Herbst entsteht. Bei Wintergetreide trägt eine spätere Aussaat dazu bei, ein Überwachsen der Bestände vor dem Winter und damit den Verlust der Winterfestigkeit zu verhindern. Des Weiteren sinkt die Gefahr, dass die Bestände mit durch Insekten übertragenen Virosen oder durch Krankheiten befallen werden. Auch Ungrasproblemen kann damit entgegengewirkt werden.

 

Bild 5: Strategien im Ackerbau - Landwirte in Deutschland

Figure 5: Strategies in arable farming - farmers in Germany

 

Zusammenfassung

Effizientere Düngung zur Reduktion von Nährstoffverlusten steht im Mittelpunkt des Interesses der in Deutschland befragten Marktfruchterzeuger. Um dies zu erreichen, wollen Landwirte exaktere Düngeausbringtechnik nutzen. Aber auch sensorbasierte Lösungen stoßen auf Interesse. Letzteres gilt auch für Ansätze der elektronischen Maschinenüberwachung. Diese unterstützt den Landwirt dabei, unproduktive Standzeiten zu reduzieren.

 

 

Literatur

[1]     DLG e.V.: Agrifuture Insights. Länderreport Deutschland 2019.

 

Autorendaten

Dr. Achim Schaffner ist Fachgebietsleiter Ökonomie bei der DLG e.V. in Frankfurt am Main.

Empfohlene Zitierweise:
Schaffner, Achim: DLG-Agrifuture Insights: Sensortechnik und Telemetrie zunehmend wichtige Innovationsfelder für Marktfruchterzeuger. In: Frerichs, Ludger (Hrsg.): Jahrbuch Agrartechnik 2019. Braunschweig: Institut für mobile Maschinen und Nutzfahrzeuge, 2020. – S. 1-7

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