Beitrag in Jahrbuch 2014
Allgemeine Entwicklung DLG-TrendmonitorEurope: Landwirte in Europa mit anhaltend hoher Investitionsbereitschaft
Beurteilung der Geschäftslage: In Deutschland, Großbritannien und Polen weitgehend stabil, weitere Abkühlung in Frankreich
Landwirte in Deutschland sind mit der aktuellen Geschäftslage trotz des leichten Rückgangs der Bewertung im Vergleich zur Frühjahrsbefragung zufrieden (Bild 1). Hintergrund sind die insbesondere im ersten Halbjahr 2014 erzielten guten wirtschaftlichen Ergebnisse. Unverän-dert im Vergleich zum Herbst 2013 bewerten die Landwirte in Polen und Großbritannien die aktuelle Geschäftslage. Landwirte in Polen und Großbritannien sind im Vergleich zu den Landwirten in Deutschland weniger auf Exporte angewiesen und beurteilen deshalb die Lage stabil. Weniger zufrieden mit der aktuellen Lage sind die Landwirte in Frankreich. Neben der Unzufriedenheit mit der Agrarpolitik konnten die Betriebe aufgrund der schwächer werdenden Position Frankreichs an den internationalen Märkten weniger stark von den günstigen Bedingungen in der ersten Jahreshälfte 2014 profitieren.
Bild 1: Beurteilung der aktuellen Geschäftslage
Figure 1: Assessment of the current business situation
Erwartungen an die Geschäftsentwicklung: Abkühlung in Deutschland, Großbritannien und Frankreich, Stabilität in Polen
Die Landwirte in Deutschland, Großbritannien und Frankreich sind weniger zuversichtlich für die Geschäftsentwicklung in den kommenden 12 Monaten. Landwirte in Polen sind dagegen weiterhin zuversichtlich (Bild 2).
In Deutschland erwarten die Milchviehhalter aufgrund der global stark gestiegenen Milch-menge im Herbst 2014 Druck auf den Milchpreis. Ähnlich ist die Lage der Schweinehalter: Die in der zweiten Jahreshälfte hohe Angebotsmenge an Schlachtschweinen bei weiterhin fehlendem Export nach Russland übte anhaltend hohen Druck auf die Erzeugerpreise aus. Hoffnungen auf eine sich belebende Nachfrage im Inland blieben vage. Die gesunkenen Kosten für Futtermittel führten zwar zu Entlastungen auf der Kostenseite, führten jedoch nicht zu einem optimistischeren Ausblick auf die weitere Geschäftsentwicklung.
Die Marktfruchterzeuger waren im Herbst 2014 so skeptisch wie zuletzt im Herbst 2010 für die weitere Geschäftsentwicklung. Die globale Rekordernte bei Getreide führte zu einem niedrigen Preisniveau, welches über die kommenden Monate erhalten bleiben dürfte. Zwar haben niedrigere Preise für Energie und Düngemittel für Entlastung auf der Kostenseite ge-sorgt, dies konnte aber die aktuell schwierigen Perspektiven für den Getreidemarkt nicht ausgleichen.
Bild 2: Erwartungen an die Geschäftsentwicklung
Figure 2: Expectations on business development
Die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung sind auch in Großbritannien leicht rückläufig. Damit ist die Erholung bei den Erwartungen nach dem Krisenjahr 2012 vorerst gestoppt. Hin-tergrund ist das zunehmend schwierigere Marktumfeld, auch wenn die Landwirte in Großbri-tannien im Vergleich zu den Betriebsleitern in Deutschland und Frankreich weniger auf Ex-porte angewiesen sind. Landwirte in Polen erwarten eine stabile Geschäftsentwicklung. Die Position der Schweinehaltung hat sich im Jahr 2014 mit dem Stopp des Abbaus der Schwei-nebestände weiter verbessert. Auch die Entwicklung in der Milchproduktion ist positiv: Trotz sinkender Milchkuhbestände wächst die Milcherzeugung – die Zukunftsbetriebe expandieren und die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe verbessern sich. In Frankreich haben sich die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung weiter abgekühlt und befinden sich in einem Allzeittief. Die im Herbst schwierige Marktsituation und die agrarpolitische Diskussion um die Umverteilung von Direktzahlungen führten zu dem deutlichen Rückgang.
Investitionsbereitschaft: Anhaltend hoch in Deutschland und Polen, deutliche Zunah-me in Großbritannien, Rückgang in Frankreich
Die Investitionsneigung in Deutschland ist gegenüber der Herbstbefragung 2013 stabil (Bild 3). 51 % der befragten Landwirte geben an, in den kommenden 12 Monaten investieren zu wollen. Insbesondere die Investitionsbereitschaft der Milchviehhalter hat gegenüber dem Herbst 2013 um 4 % auf jetzt 54 % und die der Schweinehalter um 2 % auf nun 50 % zu-genommen. Teils fließen die Investitionen in die Erfüllung höherer Produktionsstandards, teils in die Optimierung der Produktion. Die Investitionsbereitschaft der Marktfruchterzeuger ist mit 51 % im Vergleich zum Herbst 2013 ebenfalls stabil.
Bild 3: Investitionsbereitschaft im Herbst 2013 und 2014
Figure 3: Willingness to invest in autumn 2013 and 2014
In Großbritannien hat die Investitionsneigung verglichen mit der Herbstbefragung 2013 mit 24 % stark zugenommen. 55 % der befragten Landwirte wollten in den kommenden 12 Mo-naten investieren. Die Investitionsneigung hat sich seit dem Krisenjahr 2012 mit der witterungsbedingt schlechten Ernte und schwierigen Aussaat deutlich erholt und erreicht wieder das Vorkrisen-Niveau.
Die in Polen befragten Betriebsleiter bleiben überdurchschnittlich investitionsbereit. 51 % wol-len in den kommenden 12 Monaten investieren. Die befragten Landwirte in Polen sind auf Expansionskurs: Umgesetzt werden insbesondere Erweiterungen der Kernbetriebszweige. Die polnischen Landwirte setzen damit ihren Expansions- und Modernisierungskurs fort.
Ein Einbruch der Investitionsbereitschaft prägt die Situation in Frankreich: Wollten im Herbst 2013 noch 28 % der Landwirte investieren, sind es im Herbst 2014 noch 14 %. Der Rückgang basiert auf der Halbierung der Investitionsneigung der Marktfruchterzeuger und dem starken Rückgang bei den Milchproduzenten (-10 % gegenüber Herbst 2013).
Unterschiedlich sind die Investitionsgründe bei den befragten Landwirten (Bild 4). Landwirte in Deutschland legen den Schwerpunkt auf Ersatzinvestitionen und optimieren die laufende Produktion. Hohe und weiter steigende Flächenkosten und zunehmende Knappheit an Ar-beitskräften in Lohnarbeitsbetrieben bzw. die knappe Arbeitskraftausstattung in Familienbe-trieben begrenzen die Wachstumsmöglichkeiten. Die in Polen befragten Landwirte sind auf Expansionskurs: 40 % wollen im Kernbetriebszweig expandieren.
Bild 4: Investitionsgründe europäischer Landwirte
Figure 4: Reasons for investments
28 % der Landwirte in Frankreich wollen bisher aufgeschobene Investitionen nachholen. Dies zeigt die aufgrund der niedrigen Investitionsbereitschaft seit Jahren geringe Dynamik der Betriebsentwicklung in Frankreich. Für Landwirte in Großbritannien steht die Optimierung der Produktion im Fokus (30 % der Befragten).
Innovationen: Tiergerechtheit der Haltung, Datenverarbeitung und Innovationen in der Düngetechnik mit hoher Priorität
Für die Tierhalter in Deutschland (59 %), Großbritannien (64 %) und Polen (55 %) steht die Verbesserung der Tiergerechtheit der Haltungssysteme im Fokus der Investitionen. Mit den Innovationen sollen die Haltungssysteme verbessert werden (Bild 5).
Die Datenverarbeitung hat hohe Priorität sowohl für Tierhalter als auch für Marktfruchterzeu-ger: 52 % der Landwirte in Deutschland, 49 % in Frankreich und 46 % in Polen halten Inno-vationen in diesem Bereich für wichtig. Ziel ist, anfallende Daten in der Produktion besser nutzen und Entscheidungen besser unterstützen zu können. Der stationären Verarbeitung der Daten auf den Betrieben kommt größere Bedeutung als webbasierten Lösungen (Big Data) zu.
Bild 5: Wichtige Innovationen in der Agrartechnik
Figure 5: Important Innovations in Farm Technology
Marktfruchterzeuger in Deutschland, Polen und Frankreich halten zudem Innovationen in der Düngetechnik für wichtig, um den Betriebsmitteleinsatz bedarfsgerecht zu gestalten und wei-ter zu optimieren.
Zusammenfassung
In Deutschland, Großbritannien und Polen hält die Investitionsdynamik auch zum Ende des Jahres trotz des schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeldes an. Die langfristige Ziel-stellung der Investitionsentscheidungen zur Betriebsentwicklung wird auch in Preistälern verfolgt. Zudem stützt das günstige Zinsniveau die Investitionstätigkeit der Landwirte. Eine Ausnahme bildet Frankreich, denn neben dem wirtschaftlich schwierigen Umfeld erschweren die agrarpolitischen Bedingungen die Entwicklungsmöglichkeit der Betriebe. Im Fokus der Innovationen stehen die Datenverarbeitung sowie die Verbesserung der Tiergerechtheit der Haltungssysteme.
Literatur
[1] DLG e.V.: DLG-TrendmonitorEurope Frühjahr und Herbst 2014. Frankfurt: 2014.