Beitrag in Jahrbuch 2018

Allgemeine Entwicklung DLG-Agrifuture Insights: Innovationen in der Nährstoffausbringung im Fokus der Landwirte

Kurzfassung:

Das wirtschaftliche Umfeld der Landwirte in Deutschland war im Jahr 2018 geprägt von der lang anhaltenden Trockenheit. Im Ackerbau hat sie zu teils deutlichen Umsatzeinbußen geführt, in der Milchviehhaltung zu teils deutlich gestiegenen Futterkosten aufgrund notwendiger Futterzukäufe. Technik-Innovationen bleiben auch in dem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld ein wesentlicher Baustein, um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu sichern. Die Landwirte haben bei der Technik für die Außenwirtschaft insbesondere Interesse an Innovationen, die dabei helfen, Nährstoffe aus Wirtschafts- und Mineraldünger exakter und verlustärmer auszubringen. Exakt arbeitende Ausbringtechnik und digitale Karten für die passgenauere Steuerung der Nährstoffausbringung sind wichtige Instrumente. Feldhygiene und erweitere Fruchtfolgen sind wichtige Arbeitsfelder, um die Anbauverfahren weiterzuentwickeln.

Volltext

Aktuelle Geschäftslage

Das wirtschaftliche Umfeld der Landwirte in Deutschland war geprägt von der lang anhaltenden Trockenheit. Folge waren Ertragseinbußen im Ackerbau und bei der Futterproduktion in der Milcherzeugung. Infolgedessen mussten die Marktfruchterzeuger Umsatzeinbußen und die Milcherzeuger steigende Futterkosten hinnehmen.  

Zwar sind zur Ernte die Preise für Weizen aufgrund der knappen Ernte in Europa deutlich gestiegen, jedoch konnten die gestiegenen Preise die Ernteeinbußen von bis zu 40 Prozent nicht kompensieren. Darüber hinaus war aufgrund der Trockenheit zum Befragungszeitpunkt das Auflaufen der neuen Aussaat ungewiss, und teils mussten die Landwirte Rapsflächen umbrechen.

Bild 1: Beurteilung der aktuellen Geschäftslage - Landwirte in Deutschland

Figure 1: Assessment of actual business conditions - farmers in Germany

 

Die Milchviehhalter beurteilten die Geschäftslage trotz der Ertragseinbußen in der Futtererzeugung im Vergleich zur Befragung 2017 verhältnismäßig stabil. Denn das Jahr 2018 war im Sommer geprägt durch steigende Milchpreise aufgrund der europaweit rückläufigen Milchmengen. So konnten die Milcherzeuger die steigenden Futterkosten zumindest teilweise kompensieren.

Die Schweinehalter sind deutlich weniger mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden. Denn mit Ausnahme des Monats August waren die Schweinepreise auf einem durchgängig niedrigen Niveau. Und die Futterpreise haben mit der knappen Getreideernte deutlich zugelegt und die Erzeugung deutlich verteuert. So standen die Schweinehalter im gesamten Jahr 2018 unter wirtschaftlichem Druck.

Die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung in den kommenden 12 Monaten sind gegenüber der Vorjahresbefragung deutlich zurückhaltender. Insbesondere die Milcherzeuger sind deutlich skeptischer. Denn die Futterengpässe durch die Trockenheit haben Futterzukäufe notwendig gemacht und die Futterkosten in die Höhe getrieben. Die Ertragslage der Milchviehbetriebe ist unter diesen Voraussetzungen angespannt.

Rückläufig sind auch die Erwartungen der Marktfruchterzeuger und der Schweinehalter. So waren die Aussaatbedingungen für Raps in vielen Regionen ungünstig, was teils zu Umbrüchen geführt hat. Die Entwicklung der Pflanzen bei der Trockenheit ist vor dem Winter unsicher, und damit auch die wirtschaftliche Lage vieler Marktfruchterzeuger. Darüber hinaus erfordern ackerbauliche Probleme, wie zunehmende Resistenzen von Ungräsern gegenüber Herbiziden, Anpassungen im Ackerbau wie bspw. die Erweiterung von Fruchtfolgen, ohne dass die neu angebauten Fruchtarten eine gleichbleibende wirtschaftliche Kraft der ersetzten Fruchtart haben.

 

Bild 2: Beurteilung der Erwartungen an die Geschäftsentwicklung - Landwirte in Deutschland

Figure 2: Assessment of business expectations - farmers in Germany

 

Auch die Erwartungen der Schweinehalter sind rückläufig. Der im Herbst / Winter weitgehend ausgeglichene Markt für Schlachtschweine sorgt allenfalls für die Stabilisierung der Preise bei einer Marke um die 1,35 €/kg Schlachtgewicht. Eine Belebung der Preise, und damit die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation, ist bisher ausgeblieben.

Investitionsbereitschaft: Insgesamt stabile Investitionsneigung

Obwohl die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung durchschnittlich bis verhalten sind, bleibt die Investitionsbereitschaft der befragten Betriebsleiter stabil. So wollen 45 Prozent der befragten Landwirte in den kommenden 12 Monaten investieren (+2 Prozentpunkte gegenüber der Befragung 2017).

In der Marktfruchtproduktion ist die Investitionsbereitschaft der Landwirte mit -9 Prozent deutlich rückläufig. Neben dem aktuellen wirtschaftlichen Umfeld ist insbesondere die umfangreiche Investitionstätigkeit der Marktfruchterzeuger in den letzten Jahren ein wesentlicher Faktor für die rückläufige Investitionsbereitschaft der Marktfruchterzeuger.

Bild 3: Investitionsbereitschaft der Landwirte in Deutschland

Figure 3: Readiness to invest of farmers in Germany

 

Trotz des aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes wollen mit +17 Prozent deutlich mehr Schweinehalter investieren als vor Jahresfrist. Im Mittelpunkt der Investitionen stehen Modernisierungen bzw. Investitionen zur Verbesserung von Tier- und Umweltschutz. Die Schweinehalter passen ihre Verfahren somit an die sich ändernden Anforderungen an.

Auch das Investitionsniveau der befragten Milcherzeuger bleibt trotz der ungünstigen wirtschaftlichen Aussichten hoch. Denn die Milcherzeuger setzen die in der Phase niedriger Milchpreise in den Jahren 2015 und 2016 und dem aus Gründen der Liquiditätssicherung ebenfalls niedrigen Investitionsniveau des Jahres 2017 gestoppten Investitionen um und erneuern Anlagen und Prozesse in der Milchproduktion.

Technikinnovationen im Ackerbau: Fokus auf Innovationen für bedarfsgerechte Düngung und automatische Lenktechnik

Die vielfältigen Herausforderungen im Ackerbau von der exakteren Ausbringung von Nährstoffen über die zunehmende Bedeutung mechanischer Unkrautbekämpfung bis hin zur Erweiterung der Fruchtfolgen treiben die Nachfrage nach Innovationen im Ackerbau. Die befragten Marktfruchterzeuger sind insbesondere daran interessiert, mit Innovationen bei der Düngetechnik Nährstoffe gezielter auszubringen und Nährstoffverluste zu vermeiden. Denn die neue Düngegesetzgebung erfordert den noch effizienteren Einsatz von Nährstoffen. Innovationen in der Düngetechnik sind der Schlüssel für mehr Ausbringungsgenauigkeit bei der Düngung. Weiterer Baustein für die exaktere Nährstoffausbringung sind digitale Karten als zentrales Element für die Erfassung von Ernte- und Düngemengen sowie den Standorteigenschaften für die Ableitung der benötigten Düngemengen. Eine weitere wichtige Rolle spielt die automatische Lenktechnik, um die Exaktheit der Befahrung zu steigern und damit Dünger und Pflanzenschutzmittel ohne Überlappungen auszubringen.

Bild 4: Bedeutung verschiedener Innovationen im Ackerbau - Beurteilung Landwirte in Deutschland

Figure 4: Meanings of innovation in arable farming - farmers in Germany

 

Auch die mechanische Unkrautbekämpfung rückt in den Fokus der Landwirte: 60 Prozent der befragten Marktfruchterzeuger halten Innovationen in diesem Bereich für wichtig. Denn die abnehmende Wirkstoffauswahl erfordert neue Konzepte der Ungras- und Unkrautbekämpfung, und mechanische Verfahren gewinnen an Bedeutung. So gilt es, hohe Schlagkraft bspw. durch die sensorunterstützte Steuerung von Hacken und Striegeln zu erreichen.

Strategien im Ackerbau: Feldhygiene im Zentrum

Die Herausforderungen im Ackerbau sind vielfältig: Abnehmende Verfügbarkeit von Wirkstoffen im chemischen Pflanzenschutz und Herbizidresistenzen von Ungräsern erfordern die Erweiterung der Fruchtfolgen um neue Fruchtarten. Dies erfordert die Weiterentwicklung bisheriger Anbaustrategien.

Für über 80 Prozent der befragten Ackerbauern ist die Feldhygiene das wichtigste Element ihrer Strategie im Ackerbau. Denn mit konsequenter Feldhygiene wollen die Landwirte den Krankheits- und Unkrautdruck im Anbau reduzieren, gesündere Bestände erreichen und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren.

Bild 5: Strategien im Ackerbau - Landwirte in Deutschland

Figure 5: Strategies in arable farming - farmers in Germany

 

Weitere Elemente sind die Erweiterung der Fruchtfolgen, etwa um Sommerungen, um die Zeitfenster für mechanische Ungräserbekämpfung zu erweitern. Auch die mechanische Unkrautbekämpfung rückt zunehmend in den Mittelpunkt. Dazu gehört auch die intensivere Stoppelbearbeitung, um Ungräser und -kräuter zum Auflaufen zu bringen und dann gezielt mechanisch zu bekämpfen.

Für knapp 40 Prozent der Befragten sind auch spätere Saattermine ein Element in der Ackerbaustrategie, um den Krankheitsdruck und damit Behandlungserfordernisse zu reduzieren.

Zusammenfassung

Die Trockenheit des Jahres 2018 hat in Ackerbau und Tierhaltung aufgrund von Umsatzeinbußen und in der Milchviehhaltung steigenden Futterkosten zu wirtschaftlichen Einbußen geführt. Die Geschäftsaussichten haben sich abgekühlt. Auch in dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld sind Innovationen zur Weiterentwicklung der Verfahren ein wichtiges Instrument in der Betriebsentwicklung. So wollen die Landwirte Nährstoffe gezielter ausgebringen, um Nährstoffverluste zu vermeiden. Feldhygiene und erweiterte Fruchtfolgen sind weitere Bausteine, die Verfahren im Ackerbau an die aktuellen Herausforderungen anzupassen.

Weiterführende Literatur

[1]     DLG e.V., Agrifuture Insights, Länderreport Deutschland 2018.

 

Autorendaten

Dr. Achim Schaffner ist Fachgebietsleiter Ökonomie bei der DLG e.V. in Frankfurt am Main.

Empfohlene Zitierweise:
Schaffner, Achim: DLG-Agrifuture Insights: Innovationen in der Nährstoffausbringung im Fokus der Landwirte. In: Frerichs, Ludger (Hrsg.): Jahrbuch Agrartechnik 2018. Braunschweig: Institut für mobile Maschinen und Nutzfahrzeuge, 2019. – S. 1-7

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